Die Familienkonsole Nintendo Wii U im Test

Im letzten Jahr kam Ende November die neue Konsole Nintendo Wii U auf den europäischen Markt. Damit ist es mittlerweile die sechste Spielekonsole vom japanischen Unternehmen und stellt den direkten Nachfolger der bisherigen Wii dar.

Mit dem intuitiven GamePad mit integriertem Touchscreen ist nun ein asymmetrisches GamePlay möglich. Nintendo möchte den Gelegenheits- und Core-Spieler ansprechen. Ob ihnen das gelingen konnte und auch die Core-Gamer damit angesprochen werden, kannst du in diesem Test nachlesen. 

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Zur Markteinführung musste man noch über 400 Euro für die Nintendo Wii U als Premium Pack auf den Tisch legen und keine vier Wochen später sank der Preis auf 348 Euro. Mittlerweile liegt dieser schon bei 329 Euro. Laut der Nachrichtenagentur Reuters, kündigte Nintendo für das erste Quartal 2013 sogar einen Verlust an und nicht wie geplant einen Gewinn. Der große Schwung an Verkäufen der Wii U sei vorbei.  Der Preis selber soll allerdings nicht weiter fallen. Woran lag das nun?

Was liefert Nintendo Wii U für 329 Euro im Premium Pack?

In der Basisversion kostet die Konsole nur 275 Euro. Dafür wird einiges an Zubehör nicht mitgeliefert und es gibt nur einen 8 GB internen Speicher. Beim Premium Pack wird die Konsole, die eher an eine überdimensionierte Festplatte erinnert, mit 32 GB ausgeliefert. Die Konsole selbst wirkt in ihrem glänzend schwarzen Design sehr schlicht und im Vergleich zur Vorgängerversion hat sich dieses stark verschlechtert. An der Frontseite befinden sich die typischen Status-LEDs, ein Laufwerk für die Datenträger, Power-Knopf und eine Klappe, wohinter sich ein SD-Kartenslot und zwei USB-Ports befinden.

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Auf der Rückseite finden wir den HDMI-Anschluss, mit dem mittlerweile auch HD unterstützt wird. Die Bildqualität konnte damit deutlich zulegen. Weiterhin finden wir noch einen AV-Multiout-Anschluss, Steckplatz für die Sensorleiste und zwei weitere USB-Ports vor. Mit den USB-Ports lassen sich externe Datenträger für zusätzlichen Speicherplatz anschließen. Während andere Hersteller noch auf einen LAN-Anschluss zurückgreifen, entschied man sich bei Nintendo wieder nur für WLAN. Es gibt jedoch einen USB-Adapter der für einen LAN-Anschluss sorgt.

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Die größte Besonderheit dürfte wohl das neue GamePad darstellen. Dieses wurde mit einem 6,2 Zoll großen Touchscreen ausgestattet, welches leider nicht Multitouch unterstützt. Wirklich notwendig ist dies für den Spielbetrieb aber nicht. Die Auflösung des Displays ist in Ordnung, schließlich sollen keine Filme in HD darüber geschaut werden. Das GamePad wirkt sehr groß und mit seinem Kunststoffgehäuse nicht sehr hochwertig verarbeitet. Trotzdem liegt es gut und zuverlässig in der Hand. Die Knöpfe des GamePads sind auch mit kleinen Händen gut erreichbar. Lediglich beim Touchscreen muss das Pad mit einer Hand gehalten werden, damit es mit der anderen Hand bedient werden kann.

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Zusätzlich gibt es einen Home-, Power- und TV-Button. Mit dem TV-Button kann der eigene Fernseher gesteuert werden. Dies macht die bisherige Fernbedienung überflüssig. Leider wurde mein Flachbildfernseher nicht unterstützt, weshalb ich diese Funktion nicht testen konnte. Der Power-Button sollte sich von selbst erklären. Mit dem Home-Button kann ich ins Menü der Konsole zurückkehren, ohne dabei Spiele oder Apps schließen zu müssen. Zusätzlich ist ein NFC-Kontaktpunkt integriert.

Für bestimmte Spiele oder Videochat gibt es an der Frontseite eine Kamera und ein Mikrofon. Lautsprecher dürfen somit ebenfalls nicht fehlen. Auch dieses Zubehör ist wieder im glänzenden Schwarz gehalten und schnell werden sämtliche Fingerabdrücke deutlich. Aber dies soll nur ein rein optisches Manko sein.

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Damit wären die Hauptkomponenten abgedeckt. Es sei noch anzumerken, dass die beiden Netzteile viel zu riesig sind. Solche Brummer kenne ich bisher nur von uralten Geräten. Nun gut, damit das Wii U GamePad geladen werden kann wird noch ein komfortabler Ständer mitgeliefert, ebenso zwei Ständer, damit die Konsole senkrecht positioniert werden kann. Auch die Sensorleiste für Remote Plus und NunChuck ist mit dabei (im Basic Pack nicht enthalten) und zusätzlich noch das Spiel Nintendo Land, mit dem die Möglichkeiten des Wii U GamePads offenbart werden. Was fehlt? Genau, ein zusätzlicher Controller fehlt. Hier muss also noch einmal Geld ausgegeben werden, damit man mindestens zu zweit agieren kann.

Einrichtung der Konsole

Etwas kürzer dürfte dieser Abschnitt ausfallen, umso länger dafür die Updates. Bevor es soweit ist, müssen zuerst alle Komponenten positioniert werden. Obwohl jeder Stecker seine eigene individuelle Form besitzt, wurden farbliche Markierungen vorgesehen. Fertig angeschlossen, kann es auch schon losgehen und die Konsole gestartet werden. Schritt für Schritt wird man durch die Einstellungen geleitet. Wirklich, diese Anleitungen kann man gar nicht falsch verstehen.

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Zuletzt muss nun noch das WLAN eingerichtet werden. Wir erhalten eine Liste der verfügbaren Netzwerke, wählen das Passende aus und geben anschließend das Passwort ein. Jetzt geht es an die berüchtigten Updates. Wer denkt nur Microsoft wäre so verrückt mit der riesigen Datenmenge an Updates, der täuscht sich. Nintendo liefert die Konsole mit der Firmware-Version 1.0.0E aus. Ganze 1,6 GB ist das Update der Firmware auf Version 2.1.0E, das ebenfalls auch die Firmware 2.0.0E integriert hat. Erst mit der zweiten Firmware-Version steht zum Beispiel der Nintendo eShop, Internet-Browser oder die Funktionen für USB-Speichergeräte zur Verfügung.

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Bei der Installation der Demo von FIFA 13 wurden ebenfalls ganze 1,2 GB heruntergeladen. Wer hier eine langsame Internetverbindung besitzt, der dürfte starke Probleme bekommen. Die Zeiten der DSL-Tarife auf Volumenbasis sind zum Glück vorbei. Was aber auch auffällt, Besitzer der 8 GB Variante gelangen sehr schnell an ihre Grenzen. Besonders wenn diese über den eShop an Spiele gelangen möchten. Externe Datenträger sind hier schon ein Muss.

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Nachdem dies geschehen ist, wird noch der persönliche Mii erstellt. Erst damit werden alle Funktionen zugänglich inklusive der Community. Das Hauptmenü wirkt sehr verspielt. So kommen mit tausende Miis entgegen und auch über die Sounds brauchen wir nicht weiter sprechen. Kinder dürften sich daran hingegen sehr erfreuen. Die Bedingungen ist dementsprechend einfach. Insgesamt wirkt das Design mit seinen Icons aber eher nach einem mobilen Betriebssystem für Kinder. Dank dem GamePad kann ich mit einem Klick an die rechte obere Ecke den Screen des Fernsehers auf das Touchscreen befördern und umgekehrt.

Wie sieht es eigentlich mit dem Zubehör der Wii aus?

Zum Eingang wurde bereits erwähnt, dass eine Sensorleiste mitgeliefert wird. So können wir die Controller wie Remote Plus und NunChuck auch an der Nintendo Wii U nutzen. Soweit zumindest in der Theorie. Auch alte Spiele sollen möglich sein. Dies musste getestet werden und dazu dienten zwei Spiele von Raving Rabbids. Spiel eingelegt und es wurde prompt erkannt und konnte gestartet werden. Sensorleiste war bereits vor dem Fernseher angebracht. Nun forderte die Konsole auf die zusätzlichen Controller zu registrieren. Dies zeigte sich als etwas umständlich und funktionierte erst nach zwei bis drei Anläufen. Aber, es funktionierte und daher ist sie abwärtskompatibel, was wir von anderen Konsolen nicht sagen können.

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Was macht die Wii U nun so besonders?

Die Werbefilme zur Konsole dürften mittlerweile weitgehend bekannt sein. Einer ist der Geist und spielt das GamePad, während ihn die anderen Spieler mit der Taschenlampe jagen müssen. Der Geist sieht dabei über das GamePad alle Spieler, während sie den Geist über den Fernseher nicht sehen können. Dann wäre noch Super Mario zu erwähnen mit dem  „Boost“-Modus. Mit diesem kann der Spieler mit dem GamePad seine Mitspieler mit diversen Features sekundär unterstützen, übernimmt dabei aber keinen eigenen Charakter.

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Angetestet habe ich FIFA 13 und musste dafür ganze 1.3 GB herunterladen und das für eine Demo. Im Store heruntergeladen und installiert, steht uns 10x der Freundschaftsmodus zur Verfügung bevor wir die Demo nicht mehr öffnen können. Doch schon die Demo zeigt die Möglichkeiten des asymmetrischen GamePlays auf.

Das Spiel wird auf dem Display des Controllers und auf dem Fernseher gleichzeitig übertragen. mit einem Klick auf einen Mitspieler wird beispielsweise ein direkter Pass gespielt. Möchte ich einen Freistoß oder Elfmeter schießen, wird das GamePad waagerecht gehalten und mit dem Fadenkreuz der Ball im Tor platziert werden. Gar nicht so einfach und erfordert ein wenig Übung. Das Bild zeigt auf wie es aussieht:

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Damit noch nicht genug. Während des Spiels kann über das GamePad in diversen Tabs die Aufstellung und Taktik geändert und sogar Spieler durch ziehen ausgewechselt werden. So müssen wir  nicht erst das Spiel pausieren und können Zwischensequenzen oder Freistoßsituationen dafür nutzen. Allerdings lenken all diese Features stark vom eigentlichen Spiel ab. Auch ein wenig Übung lässt es nicht einfacher werden.

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Technische Details zur neuen Wii U

Zum Einsatz kommt ein IBM PowerPC Tri-Core-Prozessor mit 1,2 GHz und einem AMD Radeon Grafikprozessor. Zwar wurde hier ein veralteter Chip eingesetzt, dem Spielvergnügen macht es jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Auch die diversen Apps wie YouTube lassen sich problemlos bedienen. Damit dies funktioniert, wurde ihr ein 2 GB großer Arbeitsspeicher verpasst, wovon aber 1 GB bereits dem Betriebssystem reserviert wurde.  Die Konsole besitzt eine Abmessung von stolzen 4,6 x 26,8 x 17,2 cm und wiegt stolze 1,6 kg. Damit ist sie ebenfalls deutlich größer und schwerer als ihr Vorgängermodell.

Fazit:

Dieser Test soll euch einen kleinen Einblick in die Konsole geben und welche Möglichkeiten sie offenbart. Geeignet ist sie wohl weiterhin hauptsächlich für Familien und Kinder. Der Core-Gamer, oder auch Hardcore-Gamer, wird damit nicht angesprochen. Vor allem die geringe Anzahl an interessanten Spielen ist einer der Gründe. Da kann auch kein FIFA 13, ZombiU oder Call of Duty: Black Ops II etwas daran ändern. Auch über die bisher verfügbaren Spieletitel brauchen wir nicht weiter sprechen.

Zudem fehlen Grundfunktionen wie das Streamen von PC, Laptop oder Smartphone über die Konsole an den Fernseher, wie wir es beispielsweise von der PlayStation kennen. Trotzdem ist sie gut verarbeitet, endlich mit einer HD-Auflösung und auch sonst konnte sie sich zum Vorgänger leicht verbessern. Auf einer Party kann sie für ausreichend Spaß und Schweiß sorgen. Ob es allerdings für diesen Preis sein muss?